Corona – Krise und Chance zugleich?
Vor 10 Jahren hat unsere Kirche ein Umweltteam etabliert, um das Zertifikat „Grüner Gockel“ zu erwerben. Damals wurde die Aktion gestützt und bekannt gemacht durch einen Gottesdienst, in dem das Lied gesungen wurde: „Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Schritte tun …“
Vorausgegangen waren bereits wichtige Renovierungen in unserer Kirchengemeinde:
- die energetische Sanierung von Kindergarten und Vorkindergarten,
- der Ersatz der alten Heizanlage durch eine neue, moderne Pellets-Heizung samt Computersteuerung,
- Renovierungen an Pfarrhaus, Pfarramt und Gemeindehaus.
Zukünftig sollte Nachhaltigkeit im Rahmen der technischen und finanziellen Möglichkeiten der Leitgedanke bleiben und darum wollte man das Umwelt-Zertifikat erarbeiten.
Dieses Ziel war 2012 erreicht und stellt eine Selbstverpflichtung das, die es gilt mit Leben zu füllen. Menschen „mitzunehmen“ auf den Weg von Umweltschutz, Naturerhalt, Lebensraumwahrung und Artenvielfalt – letztlich - der Schöpfung Gottes, steht dabei im Vordergrund. Aktuell läuft noch unsere zweite Zertifizierung 2016-2020, die dritte entsteht gerade.
Seinerzeit war sich das siebenköpfige Umweltteam einig, ohne erhobenen Zeigefinger, dafür mit praktischen Tipps und vielen Informationen zu agieren, um möglichst breite Unterstützung zu finden. Kleine Schritte halt…
…in dem Bewusstsein, dass es tatsächlich schwierig ist, Gewohnheiten abzulegen und sei es auch nur, um das eigene Einkaufsverhalten zu ändern – wie wir am eigenen Beispiel immer wieder feststellen mussten. Niemand hat je behauptet, dass es leicht sein würde. Aber notwendig war es damals und heute!!!
Der aktuelle Vorteil ist: Krisenbedingt erkennen mehr und mehr Menschen die Notwendigkeit und die Dringlichkeit eines Umdenkens und einer Umkehr J.
Genau darin liegt die Chance!
Schon jetzt – während der Kontaktsperre - zeigt sich, welche Flexibilität und Kreativität durch die Zwangslage freigesetzt werden. Auch Mitmenschlichkeit und Solidarität aller Art überraschen und erfreuen uns, ebenso hat sich das Entscheidungstempo erhöht. Rücksichtnahme, Fürsorglichkeit und Verantwortungsübernahme haben zugenommen, das menschliche Miteinander wurde gestärkt. Fügen Sie der Liste ihre ganz eigenen Wahrnehmungen und Erfahrungen hinzu!
Vieles, was wir als sicher erachtet hatten, ist weggebrochen. Dennoch befinden wir uns nicht im freien Fall… Vielmehr ist da ein unsichtbares Netz, das uns auffängt, eine Zuversicht vermittelt, uns trägt und uns eine Perspektive gibt.
Corona hat uns die freiwillige Selbst-Isolation abverlangt. Überrascht erleben wir, dass Verzicht nicht nur Verlust bedeutet, Verzicht trägt in sich auch einen Zugewinn. Zwei Seiten derselben Medaille. Wer sich dessen gewahr wird, erlebt eine neue, eine andere Art von Freiheit. Die Freiheit des „weniger-ist-mehr“-Konzeptes. Dieser Gedanke begegnet uns aktuell immer wieder – geäußert von weiblichen und männlichen Zukunftsforschern, Theologen, Umweltaktivisten, Philosophen, Menschen wie du und ich.
JEDER von uns kann durch sein persönliches Verhalten tatsächlich Einfluss nehmen auf das, was in Zukunft geschieht. Sei es durch Lebensmitteleinkäufe, durch alltägliches Verbrauchsverhalten, durch Reise- und das gesamte Mobilitätsverhalten oder durch alle anderen Konsumentscheidungen. Der eine oder andere Konsum-Verzicht bedeutet noch lange keine unzumutbare Einbüßung an Lebensqualität, nützt aber Natur und Umwelt. Jeder Beitrag ist gefragt, hilfreich und bedeutend.
Wir haben schon viele kleine Schritte gesetzt und sind ein beachtliches Stück Weg gegangen. Nicht als Umweltteam, sondern als Kirchengemeinde.
Wie sich das in Zahlen und Einsparungen darstellt, darüber berichten wir in der nächsten Ausgabe.
Selten standen die Chancen für ein Umdenken so gut und die künftige Entwicklung liegt aktuell in unser aller Hände.
Eines steht fest: Wenn die akute Covid19-Krise vorüber ist, wir aber trotzdem mit dem Corona-Virus leben müssen, bleibt ein großer Themen-Komplex bestehen: Der Umwelt-, Natur- und Klimaschutz.
Es braucht das Zutun aller, denn nach wie vor gilt: Viele kleine Schritte können das Gesicht der Welt verändern (siehe oben).
Ein Text des Umweltteams vom 24. April 2020